ExtrablattRichtung
Schwere Kost! Der Verweis in eine bestimmte Richtung ist tatsächlich viel komplexer, als Ihr wohl denkt. Klar, auf eurem Spaziergang hält euer kleiner Entdecker immer wieder an derselben Kreuzung an, und dreht sich zu euch um. Ihr sagt ihm dann „Links“ und, siehe da, er schlägt tatsächlich den richtigen Weg ein. Naja, ... Probiert einfach mal aus, ob er dies an einer anderen Kreuzung auch macht. Es würde mich schon sehr wundern, aber ich lasse mich auch immer wieder gerne eines Besseren belehren.

Bedeutung des Kommandos
Oh, da gibt es viele ... Ja, Ihr habt richtig gelesen. Das ist jetzt aber nicht das Eingeständnis meines Sinneswandels, sondern den verschiedenen (und tatsächlich auch funktionierenden) „Ideologien“ geschuldet. Als erstes und unumstößlich steht dabei eines fest: „Voran“ (manche nennen es auch „Voraus“, aber das steht auf einem ganz anderen Blatt) bedeutet als Richtungsverweis „Gerade vom Menschen weg“ und „gerade“ sollte dabei wirklich nur 1° bis 2° von dessen gedachter Laufrichtung abweichen. Nun kann ein Hund in 360 Richtungen laufen, wenn man mal euren Kompass zu Rate zieht. Auch hierzu gibt es einige, ich nenn das mal vorsichtig, „abenteuerliche“ Versuche, die lasse ich aber lieber mal weg und halte mich an die echten Himmelsrichtungen und hier auch nur an derer drei, von dem in eine Richtung weisenden Menschen aus betrachtet also: Gerade nach vorn, gerade nach links und gerade nach rechts.

Sinn und Unsinn
Ja, da kommen wir in die oft von euch betrachtete Grauzone „wie denkt der Hund?“, die ich euch gerne beantworte: In diesem Fall, so wie Ihr es ihm beibringt. Im Wesentlichen gibt es dazu in euren verschiedensten Lagern drei Auffassungen. Die eine sagt: Ja, der Hund kann „Rechts“ und „Links“ lernen, geht dabei aber immer vom Standort des Hundes aus. Die nächste bejaht den Umstand auch, benutzt dazu aber den Standort der Menschen und die Dritte vermeidet das „Rechts“ und das „Links“ und ersetzt dies durch ein „Rüber“, wobei der Arm des Menschen dem Hund die Richtung weist. Welchen Ihr euch aussucht ist absolut Latte, solange Ihr beim mittleren Ansatz ebenfalls dafür sorgt, dass euer Hund euch sehen kann. Euer Hund wird sich anpassen und über Erfolg und Misserfolg über kurz oder lang herausfinden, was Ihr von ihm wollt. Übrigens kann es durchaus auch sein, bzw. ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass sich euer Hund auch bei Verwendung der ersten Einstellung (Hund „berechnet“ Rechts und Links von seiner Position aus) tatsächlich an euch orientiert.
Das da so viel(es) geht, liegt sicherlich am großen Fleiß und der Besessenheit (im guten Sinne) der Dummyarbeiter und Suchenschicker, aber eben auch an der Flexibilität und der Erfolgsorientiertheit - böse Zungen nennen es auch Opportunismus - von uns Hunden. Ich kenne sogar einige meiner Kumpels, die mit verschiedenen Menschen verlässlich mindestens zwei der gerade genannten Ansätze bestätigen – so Unrecht haben die bösen Zungen also doch nicht. Also, was tun? Ganz einfach: macht es so, wie es euch in die Karten spielt! Wer schon bei sich selbst dauernd rechts und links vertauscht, der sollte ganz bestimmt nicht die Variante 1 wählen, denn damit wäre er mit Sicherheit absolut überfordert.
Wer die Variante 2 benutzt, der sollte sich immer dessen bewusst sein, dass sein Hund sich immer nochmal über die beobachtete Körpersprache absichern wird und bitte nicht auf die Wortfestigkeit setzen oder gar darauf pochen. Für den Hausgebrauch und damit auch fürs CreDo, wird die dritte Variante die einfachste und effektivste sein: Hier kann sich keiner mit Rechts und Links vertun – außer beim Lesen der Aufgaben vielleicht, hihi. Und euer Hund wird den Zeitnachteil durch höhere Aufmerksamkeit und motiviertes Arbeiten wettmachen. Ich weiß, das war jetzt ein bisschen viel und lang, aber ich finde, Ihr solltet euch unbedingt rechtfertigen können, wenn Ihr beim Üben im Park einem Hundewiesenranderzähler in die Hände fallt ...

Anlegen des Kommandos
Sinnvollerweise kennt euer Hund schon das Kommando „Voran“, dafür habe ich euch ein weiteres Extrablatt geschrieben.
Damit beginnt Ihr auch: schickt euren Hund erst einige Male an einem Zaun oder einer Mauer „Voran“ bevor Ihr euch dann an das „Rüber“ macht. Anschließend dreht Ihr euch zum Zaun und schickt euren Hund zunächst von eurer Schokoseite aus „Rüber“. Euer Teampartner sollte euch dabei als Markierer dienen und eurem Hund die Richtung mittels einen „Yip, Yip, Yip!“ vorgeben, sowie das Dummy umgehend kassieren, wenn euer Hund auf die schiefe Bahn geraten sollte. Die Entfernung sollte dabei anfangs mit Markierer ca. 5m, ohne aber gerade einmal 2m betragen. Arbeitet lieber und länger geringe Distanzen, als zu schnell zu weit vorankommen zu wollen. Die Rennerei beim erneuten Auslegen oder Markieren ist doch auch wirklich eurer Ding, oder? Na. Also. Haben wir das doch auch schon wieder gut geklärt. Wenn Ihr nach dieser „Rüber“-Methode arbeitet, dann solltet Ihr die Seiten recht schnell wechseln, wobei auch es auch hier auf einer Seite schon 10 Mal hintereinander ohne Komplikationen funktioniert haben sollte. Arbeitet Ihr mit rechts und links / right and left, dann solltet Ihr esrt eine Seite fertig arbeiten, bevor Ihr zur anderen wechselt.

Mögliche Fehler beim Anlegen
Das „Zu“-Teufelchen muss ich hoffentlich gar nicht mehr erwähnen, aber bei der Belohnung, da würde ich euch gerne nochmal an den guten, alten Herrn Pawlow erinnern. Der sitzt bekanntlich stets auf eurer Schulter und schaut euch interessiert bei all euren Trainings zu. Sein Wahlspruch lautet: „Du bekommst immer das, was Du belohnst und niemals das, was Du willst!“ Seid also streng mit euch selbst und zu eurem Hund: Belohnt ihn nur dann, wenn er wirklich triebig (zielstrebig) und gerade in die gewünschte Richtung läuft. Und clickt die Aktion, wenn irgend möglich, auf dem Zenit. Das ist der Punkt an dem euer Hund am schnellsten ist und gleichzeitig noch geradlinig in die angesagte (-zeigte) Richtung marschiert und eben nicht dann, wenn er dort angekommen ist und sich schon zu euch umgedreht hat!

Weiter geht’s
Erstmal „Voran“, dann ein „Stopp“, dann nach links, „Stopp“, noch ein Stückchen „Voran“ und es ist vollbracht! Das wär schon was? Na, dann! Worauf wartet Ihr? Legt den Grundstein und es wird nicht lange dauern ...

Viel Spaß beim Üben

Euer Bertie