ExtrablattDistanz

Extrablatt „Distanz“

In diesem Extrablatt geht es nicht darum, dass Ihr euch von eurem Hund distanziert. Nein, ganz im Gegenteil: Je weiter von euch weg euer kleiner Racker ein Kommando für euch ausführen soll, umso besser muss es um eure Bindung bestellt sein.

Bedeutung des Kommandos

Wer lacht da? Ist doch klar, was das bedeutet, oder!? Euer Hund soll auf ein Kommando „XY“ genau dasselbe machen, als wenn er sich direkt neben, vor oder hinter euch befindet. Ja, wenn Ihr das GENAU so seht, dann ist die Bedeutung eigentlich klar. Trotzdem würde ich da gerne noch ein bisschen nachhaken – oder sagt man dazu besser vorbohren? Ja, ich denke „vorbohren“ passt hier besser, wie Ihr gleich noch sehen werdet.

Distanz folgt immer der Genauigkeit!

Diesen Satz solltet Ihr im gesamten Training immer im Hinterkopf haben – vor allen Dingen, wenn es mal wieder ganz und gar nicht so läuft, wie Ihr das gerne hättet. Bevor Ihr also daran geht, von eurem Hund ein bestimmtes Verhalten auf Distanz zu verlangen, sollte er dieses Verhalten direkt neben, vor oder hinter euch nahezu perfekt zeigen können. Ihr müsst also ein „Sitz“ z.B. nicht (mehr) zwei oder dreimal sagen, sondern nur einmal. Ihr müsst dazu nicht (mehr) mahnend den Finger heben oder Ihr müsst dazu tatsächlich nix mehr sagen, wenn Ihr euren Finger hebt. Und verrenken müsst Ihr euch schon gar nicht: Eure Platzhand sieht aus einiger Entfernung für Umstehende so aus, als würdet Ihr eurem Hund zeigen, wie hoch ein Meter ist und nicht so als würdet Ihr versuchen, eine Maus zu fangen.

Sinn und Unsinn

Es macht nur dann Spaß ein Kommando auch auf Distanz abzufragen, wenn Ihr eure Hausaufgaben bis hierhin fleißig gemacht habt und euer Hund nicht nur die Grundschule absolviert hat, sondern schon längst auch die Unterstufe des Gymnasiums erfolgreich hinter sich gebracht hat.

Aus allen Lagen

Trotzdem solltet Ihr ihn spätestens in der Unterstufe immer wieder schon auf die späteren Herausforderungen vorbereiten, indem Ihr ihm schon früh die bereits angesprochene Genauigkeit abverlangt: Ein „Sitz“ ist ein Sitz, ist ein Sitz, ist ein Sitz – wenn ihr es einmal angeordnet habt! Euer Hund soll also sitzen und nicht stehen oder liegen – auch wenn Ihr euch bewegt und erstrecht auch wenn sich was anderes bewegt. Vor euch sitzen, heißt GERADE vor euch sitzen, neben euch gilt dasselbe. Ein „Platz“ ist keine Brücke und soll von eurem Hund gerne, freudig ausgeführt werden. Einfach so. Egal, ob es regnet oder gar schneit. Egal ob es tutet oder Ihr hüpft. Geraden neben und / oder vor euch. Immer. Und sofort! Egal, wo Ihr steht und wie Ihr euch bewegt. Und all das gilt auch fürs „Steh“ und für hunderte von Tricks. Ja, das gilt sogar fürs Agi und für Besuchshunde, für Schulhunde, für Suchhunde, für Rettungshunde und für alle anderen tollen Kollegen: Distanz folgt immer der Genauigkeit und niemals umgekehrt!

Weitere Vorarbeiten

Was jetzt kommt ist zwar kein Muss, wird sich aber in euren Trainings immer wieder als äußerst hilfreich erweisen…

Rückwärts

Während eurer Trainings wird euer Hund immer wieder eure Nähe suchen und ein, zwei oder mehr Schritte auf euch zu machen. Ebenso wird er Kommandowechsel stets gern nach vorn ausführen, zumal Ihr auch seine Belohnungen bei euch tragt. Das dürft Ihr ihm aber auf keinen Fall durchgehen lassen, denn eine einmal von euch festgelegte Distanz muss er leider akzeptieren, sonst trägt das Training nur faule Früchte und Ihr müsst erst gar nicht damit anfangen. Also solltet Ihr eurem Hund schon vorher beibringen, sich auf Kommando (gerade) rückwärts von euch weg zu bewegen. Das ist gar nicht so schwer, wie Ihr vielleicht denkt und alles, was Ihr dafür braucht, findet Ihr in meinem Extrablatt-Rückwärts. Ganz nebenbei lernt euer Hund mit einem vorherigen „Rückwärts“, die Ruhekommandos nach rückwärts auszuführen, also z.B. bei einem „Platz“ aus dem „Sitz“ heraus die Hüfte nach hinten zu schieben, während die Vorderpfoten exakt an der Teppichkante stehenbleiben.

Voraus / Voran

Na, klar: Wer etwas auf Entfernung zeigen will muss erst einmal diese Entfernung aufbauen. Das kann bei zwei Individuen auf ziemlich genau zwei Arten geschehen: Entweder geht der Eine oder eben die Andere. Mit einem der beiden Kommandos spart Ihr euch jede Menge Kalorien und müsst eurem Hund nicht dauernd den Rücken zukehren. Oh! Die beiden Kommandos unterscheiden sich übrigens ganz gewaltig voneinander. Das und alles was Ihr fürs Training braucht erfahrt Ihr im Extrablatt-Voran und im Extrablatt-Teppich(!).

Hepp

Das ist nicht ´nur was für Faule, sondern es macht tatsächlich Sinn, wenn Ihr eurem Hund das Leckerchen (so) zuwerfen könnt und er es auch „mal eben“ fängt, ohne seine Position dabei (großartig) zu verändern. Denn so lernt er, dass es die Kekse nicht (nur) in eurer Nähe gibt, sondern auch wenn er mehrere Meter von euch getrennt arbeitet.






Distanz-Training

Damit euer Training Früchte tragen kann, müsst Ihr eins unbedingt beherzigen, auch wenn Ihr nicht zu den Pedanten zählt: Eine einmal gewählte Distanz muss von eurem Hund ausnahmslos akzeptiert werden. Der Spruch mit dem kleinen Finger und der ganzen Hand gilt sicherlich für viele Trainings und Verhalten, aber für keines gilt er so sehr, wie für die Distanzarbeit: Lasst Ihr ein, zwei Zentimeter heute mal durchgehen, werden das morgen gleich Dezimeter, da könnt Ihr euch ganz und gar sicher sein.

Die Grenze

Damit Ihr die Einhaltung der angeordneten Distanz überwachen könnt, braucht Ihr einen Anhaltspunkt. Im CreDo bildet in der Regel sowieso die vordere Teppichkante diese Grenze – und warum solltet Ihr euch dann die Mühe machen, etwas anderes zu nehmen?! Das will ich euch gerne verraten: Damit euer kleiner Racker die Distanzarbeit nicht (zu sehr) mit dem Teppich verknüpft! Also nehmt euch auch einige andere Utensilien als Grenze: Besenstiel, Hürdenstange, Flatterband, Rasenkante, Kreidestrich …

Los geht’s

Legt euer Grenzobjekt aus, stellt euren Hund drauf, stellt euch selbst direkt davor und lasst euren Hund abwechselnd die drei Ruhekommandos ausführen. Was? Distanz? Ja, ja – da wollt Ihr mal hin. Und da kommt Ihr auch hin. Wenn Ihr denn die Distanz der Genauigkeit folgen lasst! Sprich: Ihr erhöht die Distanz erst dann, wenn euer Hund euch schon mehrfach bewiesen hat, dass er eure Kommandos auf die bisherige Distanz zu 99 % ausführt - das bedeutet einen Fehlversuch auf 100 Kommandos! Dann, und wirklich erst dann erhöht Ihr die Distanz um eine Hundelänge. Hallo?! Wer bitte hat euch erzählt, dass euer Jack-Russel 1m lang ist? Aber: Achtet auf die Einhaltung der Grenzlinie bitte peinlich genau! Denn nur so kann euer Hund schnell und nachhaltig lernen, dass eine einmal von euch gewählte Distanz auch wirklich gilt.

Mögliche Fehler beim Anlegen

Zu schnell, zu weit, zu viel, zu lange. Das sind die Fehler, die Ihr immer wieder machen werdet. Oh, da fehlt ja noch einer! Und der nennt sich Ungenauigkeit. Einmal geclickt wenn die Pfote über den Rand guckt, und schon prüft euer kleiner Racker gleich drei bis vierundzwanzig Mal nach, wann er denn bitteschön doch noch so 3 bis 4cm näher ran kommen kann – oh, je! Ganz und gar hässlich wird die Geschichte, wenn Ihr zu schnell, zu viel Distanz verlangt und die Vorarbeiten obendrein nicht ernst genug genommen habt: Ihr gebt euer Kommando, euer Hund führt es aus und rutscht dabei immer wieder über die Teppichkante. Dafür belohnt Ihr ihn immer wieder mit eurer Rückkehr und dirigiert ihn zurück auf den Teppich. Recht bald vielleicht auch etwas ungehalten. Letzteres sorgt dann dafür, dass euer Hund immer wieder eure Nähe sucht um euch milde zu stimmen. Und recht bald wird er dann die Kommandos selbst (mal ganz abgesehen von dem näher rankommen) auch noch ungern und unsicher ausführen. Das macht das Arbeiten nicht angenehmer und Ihr werdet das Distanztraining bald schon noch mehr hassen, wie euer Hund.

Weiter geht’s

Wenn Ihr es dann aber doch mal auf 5, 6m gebracht habt und euren Hund auch auf Distanz „Voran“ und „Rückwärts“ schicken könnt, dann zahlt sich eure Akribie aus und das Distanztraining macht euch beiden einen Riesenspaß. Und dann ist wirklich alles Mögliche möglich: Ihr könnt die Distanz nicht nur immer mehr erweitern, sondern auch immer mehr Verhalten verschiedenster Art auf Distanz einfordern. Letzteres aber natürlich nur dann, wenn Ihr auch hier die Distanz stets und immer – also niemals nie – der Genauigkeit folgen lasst.

Viel Spaß beim Üben

Euer Bertie


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