ExtrablattBodentarget

Bedeutung des Kommandos

Es gibt gar kein Kommando! Euer Hund soll das Target nämlich immer selbständig aufsuchen, sobald es irgendwo rumliegt. Das Objekt selbst ist also selbst das Kommando.

Sinn und Unsinn

„Na super! Dann springt mein Hund also demnächst aus dem „Platz“ auf, wenn irgendjemand so eine blöde Scheibe herumliegen lässt!“ Nein, euer Hund kann lernen, dass das Platzkommando (und allen anderen auch) dem Objekt übergeordnet ist. Erst wenn Ihr das Kommando dann auflöst, dann wird euer objektkonditionierter Hund zur Scheibe flitzen und seine Vorderpfoten draufstellen. Und das macht Sinn! Ein Bodentarget wird im Prinzip ausschließlich dafür verwendet, einem Hund ein neues Kommando-Verhalten beizubringen. Genauso wie beim Handtouch würde ein Kommando für die gewünschte Einnahme einer bestimmten Position den Azubi nur verwirren. Das lässt sich an einem Beispielverhalten aber viel besser erklären. Deshalb komme ich da gleich noch mit einem Einwurf drauf zurück.

Das Objekt

Im Prinzip könnt Ihr alles Mögliche als Bodentarget verwenden. Ich würde aber darauf achten, dass das Ding rutschfest ist: Ein altes Mousepad, ein Tischset aus Moosgummi, ein kleines Stück aus einer kaputten Isomatte oder eben das berühmte Kindersitzkissen eines mindestens genauso berühmten, schwedischen Möbelhauses, das ich jetzt für die Beschreibung verwende.

Anlegen des Kommandos

Für das gesamte Training am Bodentarget gilt: Schnauzenaktivität ist letztendlich nicht erwünscht! Allerdings müsst Ihr anfangs schon das Interesse an der Scheibe clicken und da wird mit Sicherheit auch mal ein „Touch“ dabei sein. Das ist O.K. solange der Fang geschlossen bleibt. Achtet aber bitte ganz besonders bei Frisbee®-Junkies darauf, dass Ihr auf keinen Fall das Aufnehmen der Scheibe clickt! Wir machen das im freien Formen. Na, gut – Ihr manipuliert anfangs ein ganz klein wenig … 1 Nehmt euch ein paar rollbare Leckerchen und trainiert in der Wohnung oder auf Beton oder Steinen – in der Wiese muss euer Hund zulange suchen! Wenn Ihr direkt in den Hund füttern müsst, weil es nicht anders geht, dann füttert bitte auch stets von der Scheibe weg! 2 Nehmt euch die Scheibe und clickt einfach jeden Blick eures Hundes zur Scheibe a. Belohnt jeweils mit einem - von der Scheibe weg! – gerollten Leckerchen 3 Lasst die Scheibe nun immer weiter auf den Boden wandern und stellt euch immer wieder so, dass euer Hund auf die Scheibe und euch zuläuft, nachdem er das Lecker erjagt hat. a. Schaut dabei stets nur auf die Scheibe, auf keinen Fall aber auf euren Hund. 4 Clickt immer genau dann, wenn euer Hund die Scheibe mit einer seiner vier Pfoten berührt. 5 Sobald Ihr merkt, dass euer Hund das Spiel verstanden hat, clickt Ihr nur noch das Berühren der Scheibe mit den Vorderpfoten. 6 Arbeitet max. 5 Minuten am Stück (Strolche 2 Minuten) und versucht ein besonders gutes Verhalten herauszupicken, das Ihr dann mit Jackpot belohnt. Nach drei bis vier Einheiten sollte euer Hund einigermaßen verstanden haben, was Ihr von ihm wollt. Sollte er nach 10 Einheiten noch nicht auf die Scheibe fliegen, sobald Ihr sie auslegt, habt Ihr wohl irgendetwas falsch gemacht.

Mögliche Fehler beim Anlegen

Nicht jeder meiner Kollegen und Kumpelinnen ist ein geborener Freiformer. Und manche tun sich echt schwer damit. Die sitzen dann irgendwann vor Ihrem Menschen und ihre traurigen Augen sagen: „Sag mir was ich machen soll – egal was – aber sag es!“ Und sobald Ihr das seht, hasst auch Ihr das freie Formen – spätestens. Das Ihr das seht, was euer Hund da spricht, ist schon der erste Fehler: Ihr sollt schließlich auf das Target starren und nicht auf euren Hund. Ansonsten müsst Ihr die Scheibe einfach (aber nicht leicht) von vornherein länger und öfter mit Keksen verknüpfen und eurem Hund in kürzeren Trainingseinheiten einfach mehr Zeit geben, das Richtige zu tun. Und immer dann, wenn Ihr diesen Blick seht, dann schnappt Ihr euch die Scheibe, rennt ein paar Meter weiter und legt sie dort wieder aus. Und jetzt starrt Ihr aber wirklich die Scheibe an, ja. Das A&O beim Freiformen ist neben dem Timing das „Wenn das – dann das“ selbst. Es reicht also nicht zeitnah zu clicken, Ihr müsst auch unbedingt aufpassen, was Ihr das clickt: Anfangs der Blick zur Scheibe, dann auch ein paarmal „Touch“ an der Scheibe, ja – aber dann müsst Ihr schon auf die Pfoten „Stups“ umsteigen. Und beim „Stups“ an der Scheibe müsst Ihr dann auch noch auf das „Wie“ achten. Clickt auf gar keinen Fall das „Buddeln“ an oder gar auf der Scheibe.

Weiter geht’s

„Ist die Scheibe objektbezogen konditioniert …“ Ähem. Meiner?! Ich glaube das schreibe ich doch besser selbst! Tss! Was für ein Fachidiot Meiner doch sein kann, da rollen sich einem ja die Wolfskrallen auf. Er wollte wohl sagen: Hat euer Hund dann verstanden, dass er die Scheibe immer wieder aufsuchen soll, wenn und sobald er sie irgendwo liegen sieht, dann könnt Ihr mit Ihrer Hilfe verschiedenste Verhalten aufbauen: im Tricktraining, beim Agi („Voraus“), beim Apport und in der Distanz („Voran“, Einweisen, …), beim Treibball (Anker), und, und, und … Und das schöne ist: Die Scheibe wird niemals langweilig und das Verhalten „auf die Scheibe stellen“ wird mit jedem weiteren Training immer fester und fester. Mich z.B. könnt Ihr nachts dafür wecken: Neulich hat Meiner die Scheibe im Garten liegen lassen und der Wind hat sie wohl auf die Wiese geweht. Na, und ich hatte doch von der Oma diese leckere Wurst bekommen und da musste ich halt nachts nochmal raus. Meiner war natürlich nicht gerade begeistert und grummelte was von „halb vier …“. Als ich dann auf der Scheibe stand und ihn erwartungsvoll anschaute, da war er erst fassungslos, aber dann konnte er sich vor Lachen auch nicht mehr halten …

Viel Spaß beim Üben

Euer Bertie

 
ExtrabltterAlleAnzeigen
EXTRABLATTalsPDF