Bedeutung der Kommandos
Auf das Kommando „Heb auf“ soll euer Hund einen beliebigen, von euch bestimmten Gegenstand mit der Schnauze aufnehmen und solange festhalten, bis Ihr ihm etwas anderes sagt. Beim „in die Hand“ soll euer Hund den Gegenstand vertrauensvoll in eure Hände legen, oder besser gesagt: drücken!Sinn und Unsinn
Dabei macht es nur dann Sinn, den Gegenstand zu benennen, wenn euer Hund das Objekt mit dem dazugehörigen Wort schon verknüpft hat und darüber eine Unterscheidung vornehmen kann. Zunächst und in aller Regel werdet Ihr das Kommando „Heb auf“ also ohne weitere Attribute verwenden, indem Ihr euren Hund vor das Objekt stellt und z.B. mit dem Finger darauf zeigt, während Ihr „Heb auf“ sagt. Ansonsten macht dieses rückenschonende Kommando, erst recht in Kombination mit dem „in die Hand“, aber sowas von Sinn, dass ihr sofort mit dem Training loslegen solltet!Anlegen des Kommandos
Da ich leider nicht weiß, wie weit Ihr euren Hund schon ausgebildet habt, oder ob er vielleicht alles, was Ihr ihm vor die Nase haltet, blöd findet, fange ich mit der Beschreibung ganz, ganz vorne an. Die folgenden Trainingsmarken sollen euch also nur als Anhaltspunkte dienen und nicht als fester Trainingsplan.WENN DAS, DANN DAS!
Immer, wenn dieser Gegenstand auftaucht („du ihn siehst“) gibt es was zu fressen! Immer!
1 Nehmt euch einen X-beliebigen Gegenstand, der sich (für später) als Apportel auch eignet. Das kann ein (stabiles) Dummy sein, aber auch ein Plüschtier, ein Ball oder ein sogenanntes Preydummy®. Nicht gerade von Nachteil wäre es, wenn das Apportel über eine Öse oder etwas Ähnliches verfügt, an dem Ihr später mal eine Schnur befestigen könnt. Nun gebt Ihr eurem Hund ein Sitz oder ein Platz (besser) und kniet euch vor ihm hin (Abstand ca. ein halber Meter). Hinter eurem Rücken haltet Ihr in der einen Hand das Apportel und in der anderen Hand zehn Futterbrocken. Dann legt Ihr eurem Hund das Apportel vor die Nase und füttert sofort alle zehn Futterbrocken schnell nacheinander, ohne eure Futterhand wieder auf den Rücken zu legen. Das macht Ihr noch mindestens 3x mit jeweils 10 Brocken.
2 Bis jetzt ist das Apportel noch Zufall. Ob es da liegt oder im Tierheim ein Hund bellt, ist für euren kleinen Fresssack so ziemlich das Gleiche. Zumindest aber stört das alberne Ding ihn nicht wirklich. Doch das wird jetzt ganz und gar anders. Denn nun nehmt Ihr das Apportel nach jedem Brocken wieder auf und versteckt es hinter eurem Rücken, hinter dem auch gleichzeitig die Futterhand immer wieder verschwindet. Dann legt Ihr das Apportel wieder vor seine Nase und füttert eine Sekunde später. Das macht Ihr bitte mindestens 5x mit jeweils 10 Brocken.
Nun ist eure Beobachtungsgabe gefragt. Denn jetzt beginnen wir damit, eurem kleinen Liebling für das Fresschen ein wenig Aktivität abzuverlangen. Wie viel Bisschen, hängt ganz von eurem kleinen Arbeiter ab. Und von euch, bzw. eurer Auffassungs- und Umsetzungsgabe. Denn euer Arbeiter soll jetzt ganz allein und auf sich gestellt herausfinden, dass die Belohnungsrate von seinem Interesse am Apportel abhängt. Legt euch aber auf jeden Fall schon mal einen Jackpot parat, damit Ihr ihn sofort zur Verfügung habt, wenn Ihr ihn denn braucht.
1 Legt das Apportel links oder rechts neben und ein wenig vor euer Knie und wartet ab. Euer Fresssack wird vermutlich zunächst auf die Futterhand warten und dorthin starren. Wendet er seinen Blick aber auch nur für einen kleinen Moment in Richtung des Apportels, erscheint sofort die Futterhand und es gibt einen Brocken. Danach packt Ihr beides wieder hinter euren Rücken.
2 Das macht Ihr jetzt ein paarmal immer wieder so. Wie viele Male, hängt ganz von eurem kleinen Arbeiter ab. Fordert ihn heraus, aber übertreibt es nicht. Belohnt besondere Fortschritte mit einem Jackpot und beendet das Spiel damit.
Los geht’s
Wenn Ihr nun meinem Kollegen das Apportel schön gefüttert habt und er das „Wenn das – dann das“ verstanden hat und er immer öfter auf das Apportel neben eurem Knie schaut, dann könnten die Trainingsmarken so aussehen …1 Er schaut länger als 2 Sekunden ununterbrochen das Apportel an. JP (Jackpot) + Ende
2 Die 2 Sekunden braucht es ab jetzt für einen normalen Brocken. Aber nicht immer. Ihr füttert auch immer wieder schon viel früher. 3 Sekunden bedeuten JP + Ende.
3 Jetzt muss er für einen normalen Brocken bis zu 3 Sekunden schauen. 4 Sekunden bedeuten JP + Ende.
4 Von hier an lasst Ihr bitte ein anfängliches „Sitz“ oder „Platz“ weg, falls Ihr es bis jetzt benutzt habt und es sind 5 Sekunden die den JP bringen.
5 Das baut Ihr bis auf 10 Sekunden aus …
… es sei denn, euer schlauer Trainee berührt irgendwann das Apportel. Denn logischer Weise bringt das auch einen Jackpot. Schließlich wollt Ihr genau das erreichen!
6 Von nun an wartet Ihr auf die Berührung, die Ihr noch einige Male mit JP belohnt. Jedoch bedeutet der JP von nun an nicht mehr das Ende.
Wohl aber das Aufnehmen des Apportels! Für das erste Mal gibt es sogar eine Riesenportion und Ihr macht den „Bertie sein Meiner sein Freudentanz“! Nach einigen Berührungen wartet Ihr dann mit dem JP darauf, dass euer kleiner Racker das Apportel in die Schnauze nimmt. Für einfache Berührungen gibt es aber immer noch und immer wieder mal normale Brocken. Das Aufnehmen bleibt also zunächst einmal die Ausnahme. Welches Kommando Ihr für das „in die Hand legen“ des Apportels aussucht, ist im Prinzip Pipi. Allerdings solltet Ihr auf Kollisionen achten. Wenn Ihr z.B. das Kommando „Aus“ so konditioniert habt, dass euer kleiner Racker euch daraufhin das, was er gerade in der Schnauze hat, vor die Füße spuckt, dann kommt es für das in die Hand legen nicht in Frage, weil euer kleiner Entdecker daraufhin das, was er gerade im Mund hat, (hoffentlich) sofort fallen lässt. Egal, ob da jetzt eine Hand ist oder nicht. Das wäre dann eine solche Kollision.
7 Von nun an muss euer Hund das Apportel aufheben (also in die Schnauze nehmen), um einen Jackpot zu erhalten. Trotzdem belohnt Ihr auch immer wieder nochmal das anstubsen mit normalen Brocken. Aber Ihr wartet nach einigen Leckerchen zum Anfüttern auch immer mal wieder darauf, dass er das Apportel aufnimmt. Tut er das, dann geht (hoffentlich, denn das hängt allein von euch ab) alles ganz schnell. Ihr schiebt eure Hand unter die Schnauze eures Hundes, sprecht euer „in die Hand“-Wort und belohnt ihn mit einem Jackpot, wenn er das Ding in eure Hand gleiten lässt.
8 Nun seid bitte nicht zu hart mit eurem fleißigen Arbeiter, aber verhätschelt ihn auch nicht. Das Aufnehmen und in eure Hand legen gibt immer noch und zuverlässig den Jackpot. Zumindest zu Anfang jeder Einheit belohnt Ihr aber weiterhin das Anstubsen mit jeweils einem Brocken. Allerdings wartet Ihr jetzt immer öfter auf das Aufnehmen indem Ihr die Belohnung fürs Anstubsen (z.B. nach dreimal) verweigert. Es wird aber ganz bestimmt die Trainingseinheit kommen, in der euer kleiner Streber schon beim ersten Versuch das Apportel aufnimmt. Chakka!
9 Jetzt ist der Grundstein gelegt und Ihr könnt den Akku eures Wortkommandos aufladen: Immer, wenn euer Hund das Apportel gerade in den Fang nehmt sagt ihr beiläufig „Heb auf“ und danach dann eben „in die Hand“ und füttert. Ja, mir ist klar, dass Ihr nun immer noch das „in die Hand“ belohnt. Trotzdem wir das, glaubt mir bitte.
10 Und schon bald, nämlich dann, wenn euer Hund sich aktiv zum Apportel zu bewegt, um es aufzuheben, sprecht Ihr das „Heb auf“ schon vorab. Aber: Nur ein einziges Mal! Und Ihr wartet, bis zu 15 Sekunden, dass er es aufhebt. Nach den 15 Sekunden packt Ihr das Apportel weg und fangt in der nächsten Übungseinheit nochmal mit bei Punkt 9 (Akku aufladen) an. Klappt das „heb auf“ aber mindestens 3x hintereinander einwandfrei, dann macht ihr euch fix an Punkt 11 …
11 Nun solltet Ihr unbedingt an eurer Haltung arbeiten. Bisher kniet Ihr ja noch, damit Ihr mit eurer Hand schnell unter seiner Schnauze seid. Zunächst kniet Ihr mal weiter vor eurem Aufheber, haltet eure Hand aber nicht mehr unter seine Schnauze, sondern ein Stück davor. Das „in die Hand“ Wort sagt Ihr aber weiterhin erst, wenn mein Kollege das auch genau tut. Klappt das schon recht oft, ohne das das Apportel auf dem Boden landet, dann dürft Ihr auch endlich aufstehen – und euch in Zukunft immer schön bücken …
12 Nun habt ihr euch so viel Arbeit gemacht und das soll sich ja auch lohnen, nicht wahr?! Und damit es sich auch richtig lohnt, solltet Ihr das „Heb auf“ und „in die Hand“ mit den unterschiedlichsten Objekten üben. Natürlich Schritt für Schritt den Vorlieben und Abneigungen eures kleinen Rackers angepasst.
Weiter geht’s
Wer jetzt noch ein Apportkommando konditionieren möchte, der kann das gerne tun, indem er es schlicht und einfach dem „Heb auf“ voran stellt und die Distanz zu den Objekten Schritt für Schritt erweitert. Dazu solltet Ihr aber auch unbedingt die Impulskontrolle niemals vernachlässigen. Es gibt nix Blöderes, als wenn Ihr irgendwann auf 300m ein Dummy auslegt und Ihr auf dem Rückweg eurem Hund begegnet, der mit 50 km/h an euch vorbeizischt, hihi! Oder Ihr geht mit dem „Heb auf“ weiter in die Trickschiene. Euer kleiner Racker wird von allen Umstehenden einen tosenden Applaus ernten, wenn er euch ein herunter gefallenes Würstchen aufhebt und kreuzbrav im „Vorsitz“ „in die Hand“ abgibt.Viel Spaß beim Üben
Euer Bertie