ExtrablattTunnel
Der Tunnel ist ein Gerät aus dem Agility. Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Tunnelarten: den offenen und den geschlossenen Tunnel, auch „Sacktunnel“ genannt. Zum Sacktunnel sage ich am Schluss noch was, falls ich das nicht vergesse. Der offene Tunnel soll ca. 60cm hoch und darf bis zu 600cm lang sein, wenn er noch den Agi-Regeln entsprechen soll.

Bedeutung des Kommandos
Ja, Ihr lest schon richtig, denn die Bezeichnung ist beim Agi schlauerweise auch gleich immer das Kommando. Das hat was mit Schnelligkeit zu tun und mit dem (zu) langsamen Gehirn von euch Menschen. Beides ist auch der Grund dafür, dass es auf keinen Fall noch mehr Worte sein dürfen, als einfach nur „Tunnel“. Das ist schließlich schon lang genug.

Sichtzeichen und Körpersprache
Viel wichtiger ist, dass Ihr das Gerät vernünftig (will meinen: richtig) anzeigt. Und das tut Ihr bitte vorerst ausschließlich mit der Hand, die näher an eurem Hund ist, als eure andere, egal ob es sich gerade mal um die rechte oder um die linke Hand handelt. Die führt Ihr im Laufen in Richtung der gedachten Mitte der Tunnelöffnung, sagt dabei „Tunnel“ und rennt ohne abzubremsen, klatschend neben dem Tunnel her bis an dessen Ende.

Sinn und Unsinn
Ja, ich weiß! Jetzt kommt bestimmt wieder: „Hey, Bertie! Was erzählst Du da für einen Scheiß?! Ich hab das doch schon auf You-Tube gesehen. Das waren sogar Weltmeister und die haben immer mit dem anderen Arm gezeigt und standen dabei ganz oft am anderen Ende vom Parcours …“ Yep. Machen die. Und wisst Ihr, wie die Ihren Hunden das beigebracht haben? Ich aber… Das Weisen mit eurer Hand in die Mitte der offenen Röhre ermöglich es eurem Hund auch genau diese zu finden. Würdet Ihr neben den Tunnel weisen, dann würde euer Hund auch neben den Tunnel laufen. Warum es die Hand am Hund sein muss hat zwei Gründe: Erstens müsstet Ihr euch mal sehen, wenn Ihr mit der falschen Hand vor der Nase eures Hunde herlauft! Das sieht nicht nur zum Schießen aus und gesund ist das mit Sicherheit auch nicht – das Schlimmste daran ist aber, dass ihr so ganz bestimmt nicht gerade auf den Tunnel zulaufen könnt. Und zweitens verschiebt sich so die Perspektive: Eure Hand und er Tunneleingang geben keine gerade Linie und – schwupps – ist es passiert: Euer Hund ist am Tunnel vorbei gelaufen, was einen Misserfolg bedeutet und weder ihn noch euch wirklich fröhlich stimmt.
 


Anlegen des Kommandos

Na bitte, dann wäre das ja auch geklärt. Als Erstes legt Ihr bitte den Tunnel so gerade wie möglich aus. Dabei darf euer Hund gerne zusehen, es sei denn, er ist eine Schissbux, dann sollte er lieber von etwas weiter weg zusehen, denn der Tunnel ist eine Röhre und wirkt wie das Subwooferding aus Manni seinem Auto, wenn ihr da dran hantiert. Da könnte für so manchen lärmempfindlichen, andalusischen Kollegen der Spaß schon aufhören, bevor er überhaupt eine Chance hatte anzufangen. Aus der geraden langen Röhre macht Ihr dann bitte erst einmal eine ultrakurze, indem Ihr den Tunnel von beiden Enden zusammenschiebt. Je nach Material erhaltet Ihr so eine Röhre von 1 bis 2m und die reicht erste einmal völlig aus. Billigtunnel aus dem Leckerchenladen könnt Ihr verkürzen, indem zwei Schnüre durchführt und jede für sich außen am Tunnel zusammenzieht. Allerdings müsst Ihr den geraden Sitz vor jedem Durchgang immer wieder überprüfen! Nun legt Ihr eurem kleinen Racker eine Trainingsleine an (NUR MIT GESCHIRR!) und gebt ihn bei einem Helfer an der einen Seite des Tunnels ab. Ihr selbst hockt euch in knapp 1m Entfernung auf die andere Seite, nehmt euch einen Keks und haltet ihn am ausgestreckten Arm bis an euer Tunnelende … Dieses Spiel heißt guter Bulle – böser Bulle, wobei das Wort „Bulle“ für die Berufsbezeichnung „Polizist“ steht, was dem ein oder anderen etwas befremdlich vorkommen mag. Jedenfalls geht das Spiel aus Sicht eures kleinen Rackers so: „Der böse Bulle, der mich einfach mir nichts, dir nichts in den Tunnel gesteckt hat, steht hinter mir (und lässt mich nicht mehr raus). Doch gleich da vorne, das ist mein lieber, guter Mensch. Na, da trete ich doch herzlich gerne die Flucht nach vorn an …“

 
Phase 1
Sobald euer Hund aus dem Tunnel kommt, lobt Ihr ihn in den allerhöchsten Tönen. Ungefähr so, als wäre er Lassy, die gerade eure gesamte Familie vor dem sicheren Flammentod gerettet hat. Dabei schiebt Ihr ihm den Keks in die, vor lauter Erstaunen weit geöffnete, Schnauze. Supi! Der Anfang ist gemacht! Schon im zweiten Versuch hält der Helfer euren tapferen Tunnelläufer (erstmal) nur an der Trainingsleine und verhindert, dass er seitlich am Tunnel vorbei läuft. Er soll schon selbst den Einstieg ins Glück finden. Tut er das nicht, hilft er ihm nochmals mit einem kleinen Schups (nicht zu lange warten). Auf jeden Fall gibt es am Ende des Tunnels wieder tolle Belobigungen und dieses bestimmte Futter, für das euer Azubi all seine guten Marineren vergisst. Zwischen dem 3. Versuch und „irgendwann“ werdet Ihr merken, dass euer kleiner Mineur nun schon vor euch am anderen Tunnelende angelangt ist.

Phase 2
Nun ist der Moment gekommen, an dem Ihr die Anforderungen steigern solltet: Verlängert den Tunnel mit jedem (guten) Versuch um etwa ein bis zwei Hundelängen, bis Ihr die maximale Länge erreicht habt.

Phase 3
Euer Helfer hält nochmal die Leine und dackelt hinter eurem Hund her, bis der im Tunnel verschwindet. Er sorgt aber lediglich dafür, dass der kleine Racker nicht daran vorbei läuft. Alles andere müsst Ihr schon machen! Ihr habt keinen Keks in der Hand (!) und steht mit eurem Hund neben euch ca. 2-3m vor dem Tunneleingang. Ihr haltet eure leere Hand (und zwar die Hand, die näher am Hund ist) schon ein bisschen tief, etwas vor seiner Nase. Dann lauft flotten Schrittes los, weist mit eurer Hand in die Mitte des Tunneleingangs, sagt „Tunnel“, bremst nicht (!) und lauft klatschend am Tunnel vorbei zum anderen Ende. Dort angekommen macht Ihr den BertieseinMeinerseinfreudentanz und überschüttet euren treuen Mineur mit leckeren Keksen. Was habt Ihr bitte an dem Wörtchen „lecker“ nicht verstanden?


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Mögliche Fehler beim Anlegen

1 Der Tunnel ist für euch tabu. Ihr solltet ihn nicht anfassen und schon gar nicht darauf rumklopfen!

2 Wer Kekse in einen Agi-Tunnel wirft ist erstens selber schuld, zweitens blöder als ich dachte und sollte sich drittens vorher unbedingt umschauen ob ihm Agility-Leute dabei zusehen, denn das könnte sehr unangenehme Folgen haben. Sagt bitte nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

3 Der Helfer könnte zögern und so die Angst vor dem Tunnel verstärken.

4 Ihr werdet – Verzeihung – könntet mit der falschen Hand zeigen oder bremsen

5 Ihr werdet – ach Mist, schon wieder – könntet vergessen zu klatschen.

6 Na und dann wäre da noch die Sache mit dem Verlängern. Das könntet Ihr zu früh und zu schnell machen, klar.

7 Aber ihr könntet es auch gerade dann machen, wenn euer kleiner Racker die Lust sowieso schon verliert, weil er müde wird. Und schon wären wir beim „zu lange“! Folgt bitte immer der Devise „wenn es am schönsten ist, dann soll man aufhören“. Denn dann wird euer kleiner Racker den Tunnel so sehr leiben, dass Ihr es kaum schaffen könnt ihn davon fern zu halten.

8 Last but not least, könntet Ihr es mit der überschwänglichen Belohnung nicht ganz so ernst nehmen.

Und da fragt Ihr mich irgendwann noch, warum gerade euer Hund nicht so gerne, nicht so verlässlich, nicht so triebig durch den Tunnel geht? Nein, nicht wirklich …

Weiter geht’s
Sobald euer Hund wie ein Kugelblitz durch den Tunnel fegt, solltet Ihr Impuslkontrolle üben und den Tunnel auch schon als Belohnung einsetzen: Setzt ihn vor den Tunnel in GS und zählt die Sekunden, bevor er durchflitzen darf. Langsam aber stetig gesteigert kommt Ihr so schnell auf eine Minute. Eine Trainingsleine könnt auch dabei helfen, aber auch jetzt bitte nur mit Geschirr und nicht am Halsband!

Tja und dann arbeitet erst noch an den Vokabeln: „Fuß“ dran vorbei, „Tunnel“, (erst) davor „Sitz“ („Platz“, „Steh“), „Tunnel“, … Und dann könnt Ihr euch ja auch noch daran machen das Ding zu verbiegen. Dabei wird euch das Klatschen eine tolle Hilfe sein, denn dem kann euer Hund mittlerweile vertrauen und wird es auch tun. Habt Ihr beim Klatschen aber geschlampt, weil euer kleiner Racker ja auch so durch den Tunnel geflitzt ist, dann müsst Ihr das eben jetzt ausbaden. Wie war das doch gleich mit dem Klug, dem Nachher und dem Schaden und dem Spott? Ja, ja …

Der Sacktunnel
Ach, ja. Da wäre ja auch noch der Sacktunnel. Dazu nehmt Ihr euch auch erst wieder einen Helfer, der euren Mineur an der Trainingsleine sichert. Achtet immer darauf, dass das Tuch flach und gerade liegt. Geht zum Ende und öffnet das Tuch. Steckt den Kopf rein und ruft euren Hund. Sobald der nach einigen Versuchen triebig durch den Tunnel zu euch läuft, könnt Ihr damit beginnen, das Tuch sinken zu lassen, wenn er fast bei euch ist: erst lasst Ihr los, sobald die Nase durch ist, dann schon ganz kurz vorher, dann wenn er auf dem Weg zu euch ist und zum Schluss lasst Ihr es einfach vor euch liegen. Viel Jackpot sorgt dafür, dass euer kleiner Held den Sacktunnel lieben wird. Nun könnt Ihr ihn auch durchführen: Der Helfer sichert an der Trainingsleine und Ihr führt euren Hund in den Tunnel. ABER: Ihr klatscht nicht, wenn Ihr daran vorbei lauft und Ihr haltet unbedingt den Mund bis Ihr VOR dem Tuch angekommen seid. Und sollte euer Hund ein Problem im Tunneltuch haben, dann hebt bitte unbedingt sofort den Ausgang an. Der Helfer sichert noch einige Male den Eingang, damit euer Hund nicht umkehrt. Bitte schaut vor jedem Durchgang immer wieder nach, ob das Tuch ordentlich liegt, bevor Ihr euren Hund in einen Sacktunnel schickt.

Viel Spaß beim Üben

Euer Bertie